Mt 13,47-51. Dicke Fische

Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja. Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt. Als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, zog er weiter. (Mt 13,47-51)

Habt ihr das alles verstanden?

Das Gleichnis vom Fischnetz bildet den Abschluss einer beachtlichen Serie von ganzen sieben Gleichnissen über das Himmelreich: von Sämann, Unkraut und Weizen, Senfkorn, Sauerteig, Schatz und Perle – und nun vom Fischnetz.

Intuitiv wissen wir wohl sehr genau, dass mit dem Geschenk des Lebens auch ein Anspruch an uns ergeht, ein „guter Fisch“ zu sein. Auch wenn wir in Bezug auf die Kriterien bisweilen ordentlich „schwimmen“. Daher kommt durchaus Unbehagen oder Widerstand auf, wenn vom Gericht Gottes die Rede ist – noch dazu so dringlich. Aber immerhin: es scheint um etwas zu gehen!

Wir nehmen manche Dinge fälschlich zu sehr auf die leichte Schulter, so als ginge es um nichts. Wir verkennen ihren Wert und setzen sie inmitten aller Geschäftigkeit auf die Wartebank, weil sie sich nicht aufdrängen. Dabei entscheidet sich gerade an ihnen das Leben und die Qualität von unserer Beziehung zu Gott und den Menschen. Legen wir unser Leben an den Maßstab, den Gott uns schenkt: Suchen wir das Leben dort, wo es ist: wo es um Beziehung und Wahrhaftigkeit, um einen Bund geht, um neues Leben, Wachstum und Sterben, um Liebe und Verantwortung, Freiheit und Vergebung.

ein reicher Vorrat und Fundus

Jesus schenkt in den Gleichnissen einen Vorrat und Fundus, aus dem wir schöpfen können. Wir sollten ihn annehmen und gespannt immer tiefer erkunden. Und: ein Vorrat sollte nicht weit weg sein von der Stelle, an der gekocht wird (= an der es heiß wird…).

Schreien wir daher nicht wie Dämonen in Mt 8,28-29 „Was haben wir mit dir zu tun, Sohn Gottes? Bist du hergekommen, um uns schon vor der Zeit zu quälen?“ oder in Lk 4,33-35: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“. Denn die Rede vom Gericht dient nicht der Drohung. Darum können wir uns ohne Angst von ihr anfragen lassen. Bitten wir Gott um den Mut, uns in aller Liebe prüfen zu lassen. Er schenkt uns das Sakrament der Versöhnung: damit wir mehr Gespür dafür bekommen, was im Leben wirklich zählt, und immer neu die Kraft haben, uns auch danach auszustrecken:

Himmelreich.

Mt 13,44-46. Leben wie einer, der die Perle gefunden hat

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie. (Mt 13,44-46)

Diese beiden Gleichnisse sprechen vom Himmelreich, welches „nicht der Geographie des Raums, sondern der Geographie des Herzens zu[gehört].“ (Benedikt XVI, Predigt am 25.12.07). Wir berühren den Saum des Himmelreiches, wenn unser Herz weiß, wo sein Zuhause ist.

von der Entdeckung zur Entscheidung

 

Über das Himmelreich in seiner Gewissheit erfahren wir, dass es nicht einfach offen zutage liegt. Es ist unter der Oberfläche verborgen und wir müssen es erst ent-decken, das Entdeckte vielleicht auch schützen. Ebenso ist es etwas, das wir finden können, wenn wir von unserer Suche nach etwas besonders Wertvollem, nach dem Wertvollsten nicht ablassen.

Das Leben der Menschen, denen dies begegnet, wandelt sich von Grund auf: Aus Freude heraus treffen sie eine Entscheidung; voller Freude, nun die eine echte Antwort auf ihre Hoffnung zu kennen, ergreifen sie die Freiheit, sich vom bisherigen Vielerlei des Besitzes trennen – auf den kommt es offenkundig nun nicht mehr an.

„Denn das Reich Gottes ist nicht eine Reihe von Dingen, das Reich Gottes ist die Gegenwart Gottes, die Vereinigung des Menschen mit Gott. Und zu diesem Ziel will Jesus uns führen.“ (Benedikt XVI, Predigt am 5.2.2006)

Jesus fordert uns an verschiedenen Stellen auf, uns von Besitz, von Engvertrautem, sogar von der Familie zu lösen um für seine Nachfolge wirklich frei zu sein (vgl. Lk 18,18-30). Dort, wo Wille, Gewissheit und Mut uns nicht zur Entscheidung reichen, werden wir oft traurig – die Aufgabe scheint zu groß, es kommen Zweifel auf: Getauft sind wir vielleicht, aber haben wir selbst in unserem Leben diese Perle dann wirklich schon identifiziert? Wenn uns jemand fragt, was das „Himmelreich“ bedeutet – hätten wir eine echte Antwort? Und was bedeutet eigentlich „alles“ zu verkaufen? Denn wenn man es verkaufen kann, dann hatte es immerhin einen Wert!

Denkmal

 

Schauen wir noch einmal auf die beiden Gleichnisse: Die beiden verkaufen alles – und sie erkennen und bekommen ihr Wertvollstes! Trauen wir Gott zu, dass er uns viel mehr und Wertvolleres schenkt, als wir an Wert je verkaufen (oder verlieren) können? Glauben wir ihm, dass er uns mit seiner Zusage nicht über den Tisch zieht?

„Jesus [ist] das Reich Gottes in Person: der Mensch, in dem Gott in unserer Mitte ist und durch den wir Gott anrühren, in die Nähe Gottes kommen können. Wo dies geschieht, wird die Welt heil.“ (Benedikt XVI., Ansprache an die Römische Kurie, 22.12.06)

Experiment

 

Was könnte es eigentlich konkret für mich bedeuten, wirklich so zu leben wie einer, der in seinem Herzen für das unverdienbare Geschenk Gottes Platz bereitet hat? Wir können heute bewusst eine Stunde des Tages auswählen und genau das versuchen. Volle Kanne.